Seit 1921 hingen im Kirchturm vier Stahlgussglocken, die im Laufe der Jahre reparaturanfällig geworden waren. In den Jahren 1993 und 1994 hatten sich zwei Klöppel gelöst, die aber keinen größeren Schaden angerichtet hatten. Der verrostete Glockenstuhl sowie einige Risse im Mauerwerk machten eine größere Sanierung notwendig. Diese Arbeiten sowie der Guss eines neuen Geläutes wurden im Jahr 1996 durchgeführt.
Zahlreiche Zuschauer hatten sich am 19. März auf dem Kirchplatz eingefunden. Die bereits entfernten Schallfenster machten es möglich, die alten Glocken ein letztes Mal schwingen zu sehen.
Danach begann die Demontage der Anlage. Die Glocken wurden innerhalb des Turmes mit Hilfe einer Seilwinde zu Boden gelassen. Da sie wegen ihrer Größe nicht durch die Orgelbühnentür passten, musste das Mauerwerk weggespitzt werden. Eine größere Verschmutzung des Kirchenraumes wurde durch Errichtung einer Staubschutzwand vermieden. Anschließend wurden die Schäden im Mauerwerk ausgebessert und zur Stabilisierung des Turmes zwei Betondecken eingezogen.
Am 12. April fuhr eine größere Gruppe aus der Gemeinde mit dem Bus nach Gescher, um in der Glockengießerei „Petit & Gebr. Edelbrock“ den Guss der neuen Glocken zu erleben. Die Glockenbronze besteht aus 78% Kupfer und 22% Zinn und wird auf 1200 Grad erhitzt. Die aus den Gussformen entweichenden Gase wurden mit
feuchten Birkenstämmen abgefackelt und boten ein beeindruckendes Schauspiel. Die Kommunionkinder des Jahres durften bei diesem Ereignis dabei sein und wurden dafür entschädigt, dass am Weißen Sonntag keine Glocken läuten würden. Nach einer Woche wurden die Glocken ausgegraben und mussten zunächst gesäubert werden.
Inzwischen konnte in der Glockenstube ein neuer Glockenstuhl aus afrikanischem Hartholz installiert werden.
Am Samstag, 4. Mai trafen die neuen Glocken in Habinghorst ein und wurden zunächst vor der Kirche abgestellt.
Am 5. Mai erfolgte die feierliche Glockenweihe, bei der die Kommunionkinder und die Kinder des Kindergartens mit kleinen Glöckchen läuteten.
Nun erfolgte die Montage der Glocken. Mittels einer vor dem Kindergarten aufgestellten Winde, deren Seil durch ein Glockenfenster sowie oben im
Turm über eine Rolle innen wieder nach unten lief, wurden die Glocken in die Glockenstube gezogen. Einen gewaltigen Schreck gab es, als die größte Glocke in einer Luke stecken blieb, die erst verbreitert werden musste. Nach zwei Wochen waren die Arbeiten beendet und in einer feierlichen Andacht am 19. Mai um 18.00 Uhr wurde beginnend mit der Kleinsten jede Glocke einzeln geläutet.
Nach der Andacht zog die versammelte Gemeinde auf den Kirchplatz, um dort das volle Geläut zu hören.
Nach einigen Wochen erwies sich, dass es im Plenumklang ein akustisches Loch gab. Deshalb wurde im Februar 1997 eine sechste Glocke nachgegossen, die seit dem Osterfest 1997 den Klang des Geläutes abrundet.
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Glocke |
1 |
2 |
3 |
4 |
5 |
6 |
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Name |
Jesus Christus |
Josef |
Barbara |
Maria |
Ludger |
Liborius |
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Gussjahr |
1996 |
1996 |
1997 |
1996 |
1996 |
1996 |
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Schlagton |
H° |
D’ |
E’ |
Fis’ |
A’ |
H’ |
|
Durchmesser in Millimeter |
1640 |
1340 |
1240 |
1190 |
920 |
810 |
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Gewicht in kg |
2436 |
1570 |
1200 |
908 |
520 |
352 |
Auf den Glocken befinden sich Bildnisse ihrer Namenspatrone, die vom heimischen Künstler Paul Reding gestaltet wurden.
Die Namen und Aufschriften der Glocken im Einzelnen:
Glocke 3 "Barbara"
Glocke 1 „Jesus Christus“
Ich bin die Auferstehung und das Leben
Im Jahr des Papstbesuches 1996
Glocke 2 „ Josef“
Bleibe treu bis in den Tod
Glocke 3 „Barbara“
Wer das Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen
Glocke 4 „Maria“
Meine Seele preiset den Herrn
Glocke 5 „Ludger“
Ihr sollt meine Zeugen sein
(bis 1960 zu Münster gehörig)
Glocke 6 „Liborius“
Laßt eure Priester am Altar nicht allein!
Die Glocken 1, 2, 4 und 5 werden von mechanischen Hammerwerken angeschlagen.
Die Glocken 4 und 5 bilden den in Castrop-Rauxel einmaligen Doppelschlag der Turmuhr zu jeder Viertelstunde
Die Glocke 1 schlägt die vollen Stunden. Sie dient außerdem als Wandlungsglocke. Der Schalter dafür befindet sich am Spieltisch der Orgel.
Die Glocke 2 läutet um 12 Uhr und 18 Uhr die Einleitungsschläge zum Angelus. Darüber hinaus dient sie als Totenglocke.
Die Glocke 4 läutet um 12 Uhr und 18 Uhr den Angelus.
Durch den weichen Klang der Glockenbronze entfällt der bei Stahlglocken übliche harte Prallschlag des Klöppels, so dass die Umgebung das Geläut angenehm und weniger laut empfindet.
Nach dem Abtransport der alten Glocken blieb die kleinste Glocke in der Kirche und steht seitdem als Denkmal im Windfang der Kirche.
Bei Fragen und für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an unseren Kirchenmusiker Wolfgang Friebe. Tel: (02367) 1571.
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